Forschungsschwerpunkte
Migration und Kulturkonflikt/-kontakt in der Antike
In der Welt des antiken Mittelmeerraums lassen sich erstmals Prozesse nachweisen, die sich zwar nicht in Umfang und Intensität, wohl aber in ihrer Funktionsweise mit der neuzeitlichen Globalisierung vergleichen lassen: Eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Kulturen kam miteinander in Kontakt, was besonders in Hellenismus und römischer Kaiserzeit zu intensiven Kommunikations- und Verflechtungsprozessen wie auch zu deren Ablehnung führte. Die Antike erweist sich hier als eine Art Laboratorium, in dem sich solche Prozesse dank grösserer Distanz wesentlich sachlicher analysieren lassen. Ausgehend von diesen Überlegungen soll der erste Forschungsbereich des geplanten Zentrums Migrations- und Austauschprozesse in der antiken Welt ins Zentrum stellen.
Schriftkulturen und Kommunikationsformen in der Antike
Als Grundlage des kulturellen Austauschs dient die Schrift, die durch Erfindung oder Übernahme als neues Mittel der Kommunikation in orale Gesellschaften eindringt. Der Umgang mit diesem Medium sowie dessen Bedeutung und Verhältnis zu anderen Medien sollen im zweiten Forschungsbereich analysiert werden.
Religionen und philosophische Traditionen im Mittelmeerraum
Die parallele und oft konfliktreiche Existenz unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen ist ein markantes Kennzeichen der griechisch-römischen Antike. Sowohl in den verschiedenen paganen Strömungen der Philosophie als auch zwischen den unterschiedlichen Religionen spielen gegenseitige Befruchtung, aber auch beständige Konflikte eine erhebliche Rolle. Diese Prozesse der Interaktion, der (staatlich regulierten und nicht-staatlichen) Inklusion und Exklusion möchten wir im dritten Schwerpunkt gemeinsam untersuchen.
Materielle Kulturen/Objekte/Räume als Medien
Verdichtungsprozesse und Abgrenzungen vollziehen sich häufig über Objekte und Räume als neben der Schrift privilegierten Medien materieller Kulturen. Diesen soll daher der vierte Schwerpunkt des geplanten Zentrums gelten.
Zur Konstruktion europäischer (und nicht-europäischer) Identitäten: Antike und ihre Nachwirkung
Die Antike stellt nicht nur ein Laboratorium dar, in dem sich kulturelle Prozesse hervorragend analysieren lassen, sie bildet zudem einen bedeutenden Referenzrahmen für neuzeitliche Prozesse der Selbstvergewisserung. Die Bedeutung der Antike für europäische und aussereuropäische Prozesse der Identitätskonstruktion in der Neuzeit soll der fünfte Forschungsbereich gelten.
Virtuelle Antike: Altertumswissenschaftliche Datenbanken und ihre Folgen
Die digitale Wende hat zur Entstehung neuer Mittel und Wege geführt, die Antike zu untersuchen und sich über ihre Bedeutung in der Moderne zu verständigen. Daher soll der sechste Forschungsbereich sich der Erarbeitung solcher digitaler Hilfsmittel widmen, aber auch die Auswirkung digitaler Medien auf unsere Kenntnis und unser Verständnis der Antike in den Blick nehmen.