ZAZH-Lectures (Archiv)
Institutionen, Wissen und Kollaps. Eine archäologische Perspektive auf die Krisenresilienz von Gesellschaften
Lecture von Prof. Dr. Dominik Maschek
Angesichts aktueller Krisen und Konflikte erlebt das Konzept der «Resilienz» gegenwärtig eine bemerkenswerte Konjunktur. Darunter wird im öffentlichen Diskurs häufig eine Art der Krisenfestigkeit verstanden, die auf der Bewahrung essenziellen Wissens durch gesellschaftliche, politische und ökonomische Institutionen beruht. Der Vortrag wird dieses Konzept der Resilienz anhand von konkreten archäologischen Beispielen kritisch beleuchten. Ziel ist es zu zeigen, dass die Investition in Institutionen kein Garant für den Erhalt von gesellschaftlichem und kulturellem Wissen ist. Im Gegenteil scheint
es vielversprechend, gezielt bestimmte Formen eines «pragmatischen» Wissens zu stärken, durch das Gesellschaften auch den Kollaps ihrer Institutionen nachhaltig überdauern können.
Wann: Donnestag, 7. November 2024 | 18.15 Uhr
Wo: KO2-F-150, Karl Schmid-Strasse 4 | 8006 Zürich
A Roman Senat for a Global Empire
Lecture von Prof. Dr. Olivier Hekster
The Roman empire was among the larger empires that the world has seen, encompassing significant parts of Europe, Africa and Asia. Its socio-political reach was even larger, with ties to India and China. Yet notwithstanding the global reach of the Roman world, its formal governing structure was firmly fixed in the city of Rome. The senate, which would remain the pinnacle of Roman political culture for centuries of Roman rule, was a Roman institution. The constituent members of the institution, however, increasingly originated from the furthest reaches of the Empire. This paper aims to explore various ways in which the global dynamics that the Roman world faced influenced the functioning and perception of the very Roman institution of the senate.
Wann: Mittwoch, 16. Oktober 2024 | 16.15 Uhr
Wo: KOL-E-18, Rämistrasse 71 | 8006 Zürich
Gab es ein globales Altertum?
Lecture von Prof. Dr. Walter Scheidel
Der Vortrag diskutiert, wie sich das Wesen der antiken Geschichte definieren lässt – zeitlich, räumlich, morphologisch. Wie ist das Altertum am besten zu behandeln? Wie lassen sich globalisierende Ansätze mit der tiefverwurzelten und bisweilen exklusiven Tradition einer griechisch-römischen Antike vereinbaren? In einer Vorschau seines neuesten, gerade fertiggestellten Buchs lädt Walter Scheidel zur
Diskussion über die Zukunft unserer Vergangenheit.
Wann: Mittwoch, 29. November 2023 | 18.30 Uhr
Wo: RAA-G-01, Rämistrasse 59 | 8001 Zürich
Bildung und Freiheit. Antike Grundlagen moderner Bildungskonzepte
Lecture von ZAZH-Gastdozent Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke
Bildung ist in aller Munde. Vieles was wir derzeit beobachten können (wachsende Vorurteile und abnehmende Toleranz, Untaten aus Menschenverachtung und Rassismus und vieles mehr), verweist uns darauf, wie wichtig Bildung und Erziehung sind. Im öffentlichen Diskurs ist auch unentwegt davon die Rede. Was aber Bildung wirklich ist, wird viel zu wenig thematisiert. Sie ist im Wesentlichen Persönlichkeitsbildung, und gerade deshalb ist es sinnvoll, sich auch an antiken Konzepten zu orientieren. Im Vortrag stehen drei Punkte aus den Überlegungen der alten Griechen im Zentrum: Zunächst haben diese die Bildung als eine entscheidende Voraussetzung für ein gedeihliches menschliches Zusammenleben angesehen. Darüber hinaus setzten sie an der Bildung der einzelnen Persönlichkeit an: Diese sollte als freier, also auch innerlich unabhängiger Mensch Urteilsvermögen in seinen eigenen Angelegenheiten und im öffentlichen Leben gewinnen. Schließlich betonten sie die Bedeutung des Lernvorgangs selbst zwischen Erziehenden und den ihnen Anvertrauten. Prinzipiell sollten Schüler besser werden können als ihre Lehrer.
Wann: Donnerstag, 2. November 2023 | 18.15 Uhr
Wo: KOL-E-21, Rämistrasse 71 | 8006 Zürich
Seele und Körper in Byzanz. Vorstellungswelten, Texte und Kontexte
Lecture von ZAZH-Gastprofessor (Junior) Dr. Nikolaos Zagklas
Wie sahen Autoren der mittel- und spätbyzantinischen Zeit das Verhältnis von Körper und Seele? In welchen literarischen und gesellschaftlichen Kontexten wurde es thematisiert? Und in welchen Handschriften und Editionen wird dieses komplexe Verhältnis aufgegriffen? Der Vortrag eröffnet Einblicke in die faszinierende Vorstellungswelt der byzantinischen Welt und ihre Schriftkultur. Als ein wichtiges Beispiel zum Verhältnis von Körper und Seele dient ein Text von Michael Choniates aus dem 12. Jh., in welchem Körper und Seele vor Gericht zu erscheinen haben und darüber disputieren, wer von beiden überlegen ist – mit überraschendem Ergebnis.
Wann: Mittwoch, 27. September 2023 | 18.15 Uhr
Wo: KOL-F-117, Rämistrasse 71 I 8006 Zürich
Dr. Hisham Elleithy „Documenting the Egyptian Antiquities. The Center of Studies and Documentation of Egyptian Antiquities in Light of International Cooperation“
Am 29. November 2022 hielt Dr. Hisham Elleithy die zehnte ZAZH-Lecture.
Abstract
Founded in 1956, the Center of Studies and Documentation of Egyptian Antiquities (CEDAE) was first mandated to document the Nubian monuments threatend by submersion in Lake Nasser due to the construction of Aswan High Dam. Today, CEDAE has evolved significantly to document all the acnient Egyptian monuments, artifcats, and human and animal remains. To achieve its objectives, CEDAE has established cooperation and partnerships with leading international cultural and scientific institutions, including its historical partnership with the UNESCO and its relativey new ollaboration with the Institute of Evolutionary Medicine, University of Zurich, in the study and documetation of mummies and human remains.
Prof. Dr. Mary Beard: „Does Classics have a Future?“
Am 10. November 2022 hielt Prof. Dr. Mary Beard die neunte ZAZH-Lecture.
Abstract
Mary Beard is one of Britain's best-known Classicists. Cambridge professor and Fellow of Newnham College, she has written numerous books including the Wolfson Prize-winning Pompeii, the best-selling SPQR and the thought-provoking Women & Power. Her latest book is Twelve Caesars — Images of Power from the Ancient World to the Modern.
Mary Beard is a regular media commentator, committed blogger and has made highly-acclaimed television documentaries on the Ancient Wolrd and co-presented the BBC's Civilisations series. She hosted the BBC television arts show, Inside Culture and her recent BBC documentaries, Mary Beard's Forbidden Art attest to her ability to tackle challenging issues head on. Another challenging issue, the future of Classics and their relevance today will be the topic of her ZAZH-Lecture.
Prof. Dr. Hartwin Brandt „Die Kunst des Regierens. Das kaiserzeitliche Imperium Romanum als Aktions- und Kommunikationsraum“
Am 19. Oktober 2022 hielt Prof. Dr. Hartwin Brandt (Bamberg) die achte ZAZH-Lecture.
Die Aufnahme wird ab 14. Dezember verfügbar sein.
Abstract
Seit Augustus gehörte zur Regierungskunst der römischen Principes nicht zuletzt die Konstruktion einer eigenen, unverwechselbaren kaiserlichen Identität ("imago"), die auf allgemeine Akzeptanz zielte. Denn das eigentliche kaiserliche Handeln war von Kontingenz und nur begrenzten Steuerungsmöglichkeiten geprägt. Die Reichsbevölkerung und einzelne wichtige Gruppen der Gesellschaft, deren Zustimmung für den Kaiser zentral war, mussten daher durch mediale Kommunikation (die Ikonographie der Münzen, Inschriften und archäologische Denkmäler) angesprochen und überzeugt werden. Im Vortrag werden diese Modalitäten einer durchaus modern anmutenden Regierungspraxis vorgestellt, analysiert und anhand von Fallstudien erläutert.
Prof. Dr. Giulia Bonasio „Aristotle’s Good Life and European Identities“
Am 28. September 2022 hielt Prof. Dr. Giulia Bonasio (Durham) im Rahmen ihrer ZAZH-Gastprofessur (Junior) die siebte ZAZH-Lecture.
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Abstract
The virtues of character and the virtues of thinking are at the core of Aristotle's ethics. They have shaped the narrative of identities proposed by philosophers, intellectuals and politicians from late antiquity until now. An approach to Aristotle's ethics that includes the perspective of the Eudemian Ethics highlights that Aristotle's framework accommodates several kinds of good lives and it is sensitive to a wide range of values. The lecture discusses the role of Aristotle's ethical proposal in shaping European identities in particular in relation to ideas on what it means to live a good life on the individual and on the political level.
Prof. Dr. Merle Eisenberg „Pandemics as Historical Actors from the Ancient World to Covid-19“
Die ZAZH-Lecture von Prof. Dr. Merle Eisenberg, die er im Rahmen seiner ZAZH-Gastdozentur am 18. November 2021 hielt, wurde aufgenommen. Sie ist ab jetzt verfügbar.
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Abstract
Plagues and pandemics have repeatedly struck humans from the ancient world through the ongoing Covid-19 pandemic. Yet, disease does not kill in a vacuum, but depends upon various factors including climate, ecology, and humans to shape its impact. This talk will explore these factors through a study of the last great ancient pandemic, the Justinianic Plague (c. 541-750). It will focus not just on its effects but on human innovation, resiliency, and failures during the pandemic. The talk will also reflect upon how modern pandemics including the 1918 Influenza and Covid have shaped how we study the ancient world and what they reveal about human actions during Covid.
Prof. Dr. Mark Geller „Who Controls the Narrative? ‘Religion’ vs ’Science' in Babylonian Medicine“
Die ZAZH-Lecture von Prof. Dr. Mark Geller, die er im Rahmen seiner ZAZH-Gastdozentur am 28. Oktober 2021 hielt, wurde aufgenommen. Sie ist ab jetzt verfügbar.
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Abstract
Debates regarding the respective roles in antiquity of 'magic' (swayed by religion) and 'medicine' (swayed by non-divine causation) remain largely unresolved. Within Babylon healing therapies, the activities of the ashipu-exorcist and asû-physician appear to reflect similar kinds of treatments and remedies, which can include recitations, medical-ritual, apothecary-prescriptions, invasive procedures, diagnosis, and prognosis. Nevertheless, ancient Babylonian scholarship made clear distinctions between the disciplines of magic and medicine and catalogued numerous texts belonging to each category separately. The present lecture attempts to find out what motivated these medical-magical narratives, which are often considered contradictory, occasionally overlapping, and always incomplete.
Prof. Dr. Josiah Ober „Democracy without Liberalism: Must It Be Illiberal Populism?“
Die ZAZH-Lecture von Prof. Dr. Josiah Ober, die er im Rahmen seiner ZAZH-Gastdozentur direkt aus Amerika hielt, wurde aufgenommen. Sie ist ab jetzt verfügbar.
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Dr. Anna Schriefl „Sprengkraft für den politischen Zusammenhalt – Platon und Aristoteles über Probleme der Reichtumsverteilung“
Am 23. September 2020 hielt Dr. Anna Schriefl (Bonn) im Rahmen ihrer ZAZH-Gastprofessur (Junior) die dritte ZAZH-Lecture.
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Abstract
Platon und Aristoteles plädieren in ihren politischen Theorien für Vermögensgrenzen, eine egalitäre Reichtumsverteilung, bisweilen sogar für staatliche Massnahmen der Armutsbekämpfung. Im Zentrum der Argumentation steht bei beiden Denkern die politische Stabilität: Extreme Vermögensunterschiede verursachen soziale Spannungen und erhöhen das Risiko für Umstürze. Insbesondere Armut ist ihrer Meinung nach ein Risiko für die Stabilität einer Gemeinschaft. Wie kommen die beiden Philosophen zu ihrer Einschätzung? Welche Massnahmen schweben ihnen vor? Und widersprechen ihre Theorien der verbreiteten Einschätzung, dass die griechisch-römische Antike keine Hilfspflichten gegenüber Armen kannte?
Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner „Nach dem Fall Roms – eine andere Geschichte der Anfänge des Westgotenreiches in Aquitanien nach Alarich“ (28. November 2019).
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Abstract
Am 28. November 2019 hielt Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner (Tübingen) im Rahmen seiner ZAZH-Gastdozentur die zweite ZAZH-Lecture zum Thema „Nach dem Fall Roms – eine andere Geschichte der Anfänge des Westgotenreiches in Aquitanien nach Alarich“.
410 plünderte der Heeresverband des West‐ bzw. Visigoten Alarich die Stadt Rom; 418, nach weiteren Kriegs‐ und Plünderungszügen, gestand Rom den Westgoten das Recht zu, sich in Südwestgallien anzusiedeln. In den nächsten Jahrzehnten
nutzen die Westgotenkönige die Schwäche des römischen Reiches, um sich ein unabhängiges Königreich zu erkämpfen, das das Imperium im Westen lange überleben sollte. Der Vorgang nimmt einen wichtigen Platz im landläufigen Bild der
Völkerwanderungszeit mitsamt den damit verbundenen Assoziationen von (,barbarischer‘ oder ‚germanischer‘) Massenimmigration, Gewalt und der Zerstörung traditioneller Ordnungen ein. Der Vortrag erprobt eine alternative, neue Perspektive auf die Anfänge des Westgotenreiches und auf die spätantiken Migrationen generell, indem er den Fokus auf die konkreten Auswirkungen in den lokalen Gesellschaften in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht legt und dazu bislang wenig
genutzte Quellen vorstellt.
Wann: Donnerstag, 28. November 2019, 18:15 Uhr
Wo: Rämistr. 71 | 8006 Zürich, Hörsaal KOL-F-101
Info: www.zazh.uzh.ch
Prof. Dr. Karen Radner „Mechanismen assyrischer Macht und wie man sich diesen entzieht“ (8. November 2019)
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Abstract
Im Rahmen der 1. ZAZH-Nachwuchstagung zusammen mit dem Münchner Zentrum für Antike Welten (MZAW) der Ludwig-Maximilians-Universität München spricht Prof. Dr. Karen Radner (München) in Ihrem Abendvortrag zu „Mechanismen assyrischer Macht und wie man sich diesen entzieht“.
Als das alte Königreich Assyrien zu Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. zur vorherrschenden Macht im gesamten Nahen Osten aufstieg, prägten die Meinungen und Vorlieben der imperialen Kernregion im heutigen Nordirak das Leben einer Vielzahl von Menschen zwischen dem Nil und dem Kaspischen Meer. Was hat das assyrische Reich so erfolgreich gemacht? Und war es überhaupt möglich, sich diesem beispielhaften «predatory lowland state» zu entziehen?
Wann: Freitag, 8. November 2019, 18:30 Uhr
Wo: Rämistrasse 71 | 8006 Zürich, Hörsaal KOL-F-117
Info: www.zazh.uzh.ch